Die Immobilienkrise erreicht die Niederlande

Der Albtraum vieler Häuslebauer, eine Immobilienkrise, bewahrheitet sich derzeit in den Niederlanden. Dort sehen immer mehr Hausbesitzer vor einem Schuldenberg, der den Wert ihrer Immobilie deutlich übersteigt. Seit 2008 erreicht der Preisverfall bei Immobilien 30 Prozent. Allein 2012 fielen die Preise um sieben Prozent. Der immense Schuldenberg an Hypotheken ist auf mehr als 100 Prozent des Bruttoinlandproduktes der Niederlanden gestiegen. Neben den Immobilienbesitzern sind nun auch die Geldinstitute betroffen.

Renommierte Banken wie ING, ABN Amro oder die Rabobank tun sich immer schwerer bei der Refinanzierung. Zudem können die Banken Privatleute nur noch unzureichend mit Krediten versorgen. Die Hauptschuld an dem Dilemma trägt die ABN Amro. Sie übernahm 2006 die Tochtergesellschaft Proberty Finance. Diese hatte durch Fehlspekulationen und eine Flaute auf dem heimischen Immobillienmarkt fast 2 Millionen Euro Schulden aufgehäuft. Die SNS Reaal wurde daraufhin insolvent. Zum Jahresanfang wurde die viertgrößte Bank des Landes für 3,7 Millionen Euro verstaatlicht. Dagegen klagt nun eine Gruppe von Anlegern. Die Niederländische Zentralbank habe mit der Drohung, der SNS Reaal die Banklizenz zu entziehen, wenn diese nicht binnen kurzer Zeit 1,8 Milliarden Euro Kapital aufnehme, der Verstaatlichung Vorschub geleistet. Die Anleger hoffen auf Schadensersatz.

Wie sich der Immobilienmarkt in den Niederlanden weiter entwickelt, bleibt ungewiss. Experten befürchten einen weiteren Abwärtstrend aus verschlechternden Staatsfinanzen, schrumpfender Wirtschaft und sinkenden Häuserpreisen. Derzeit setzt sich der Trend „Haus unter Wasser“ fort. Die Agentur PCB für wirtschaftliche Analysen rechnet in diesem Jahr mit dem Rückgang des Bruttoinlandproduktes um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Mehrheit der niederländischen Regierung setzt sich aus Sozialdemokraten und Rechtsradikalen zusammen. Sie wollen eine Reform des Regelwerkes der Immobilienbranche durchsetzen. Hypothekenzinsen sollen in Zukunft nur noch beschränkt von der Steuer absetzbar sein. Bis 2042 soll der Prozentsatz um 0,5 Prozentpunkte sinken.

Bild: BernhardFotoAlbum, CC

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